Auf der Ladenfläche von 350 Quadratmetern gibt es alles, was die Verlage zu bieten haben: Publikationen zur bildenden Kunst,
Architektur, Design, Fotografie
aber auch bibliophile Sammlerstücke.
Wir sprachen mit Herrn Schumacher über die Zukunft des Buchhandels.
Was ist Design für Sie?
Können Sie kurz Ihr Verständnis von Design beschreiben?
Olaf Schuhmacher
Ein weites Feld. Design ist für mich Anwendung.
Also angewandte Form...
Sie haben ja täglich mit Designern als Kunden zu tun, können Sie beschreiben, wie der typische Designer aussieht?
Das kann man wirklich nicht sagen. Nicht auffällig. Nicht übermäßig auffällig. Nicht das, was man als Designaccessoire nennen würde, wie zum Beispiel auffällige Designerbrillen oder solche Details.
Existieren Ihrer Meinung nach Vorurteile wie der ‚schwarze Dresscode‘ nicht?
Nein. Also vielleicht noch eher bei Architekten, die alle die Philip-Johnson-Brille aufhaben. Das findet man tatsächlich häufiger.
Aber bei Designern würde ich das nicht sagen. Vor allen Dingen nicht bei Grafikdesignern.
Warum sind viele Designbücher so teuer?
Eine gute Frage. Das hat verschiedene Gründe. Zum Teil gucken die Verlage natürlich danach, für wen Bücher produziert werden. Wenn man weiß, dass sein Klientel bereit ist, viel Geld auszugeben,
werden die Bücher tatsächlich auch hochpreisiger angeboten. Das ist aber nur ein Aspekt.
Zum Teil kommen die Bücher aus dem Ausland, werden also durch den Import teurer. Viele Bücher kommen beispielsweise aus der Schweiz.
In der Schweiz ist alles teuer, das gilt auch für Bücher. Der ‚Burghäuser Verlag‘ oder ‚Lars Müller Verlag‘ kommen häufig vor.
Zum Teil sind es auch kleine Auflagen − das ist so das klassische Argument. Was keine große Rolle mehr spielt sind die Produktionskosten. Man kann Bücher viel preiswerter herstellen als früher.
Aber auch das ist in der Architektur eigentlich noch stärker ausgeprägt. Da hat man wirklich manchmal das Gefühl, dass die Bücher Phantasiepreise haben, die keiner Kalkulation entspringen.
Sind Ihre Kunden bereit den höheren Preis zu zahlen?
Ja! Gerade im Grafikdesign und bei Studenten ist die Motivation hoch. Vielleicht sogar stärker als bei Kunststudenten, wobei die auch engagiert sind, aber vor hohen Preisen eher zurückschrecken.
Ist es eine allgemeine Tendenz, dass Designbücher inhaltslos werden?
Das sind auch eher zwei Schienen. Es gibt sicherlich Bücher für den schnellen Konsum. Die ganze Street-Art und Grafitti-Szene verbreitert sich... Das hat mit Design nicht mehr viel zu tun.
Das andere sind sehr engagierte Publikationen, wie zum Beispiel vom ‚Verlag Hermann Schmidt Mainz‘, die wirklich fundierte Fachbücher machen.
Beides wird geschätzt, beides ist auch wichtig. Wir müssen einfach beides auch anbieten. Aber dass es jetzt nur noch Augenpulver ist würde ich nicht sagen. Die Publikationen haben schon Hand und Fuß.
Gerade bei Sammlungen gibt es ja ständig neue Exemplare. Kann man eine allgemeine
Halbwertszeit benennen?
Das ist auch sehr schwierig. Im Mittel würde ich ungefähr zwei Jahre sagen.
»Es gibt Bücher bei denen man denkt, dass es langsam niemanden mehr interessiert,
da es längst neuere und bessere Sachen gibt.
Die werden aber auch nach fünf Jahren noch gekauft.
Und es gibt Bücher, die sind
nach einem halben Jahr durch.«
Rein modische Bücher ohne Inhalt sind vielleicht nach einem dreiviertel Jahr schon uninteressant. Ein Fachbuch hingegen erst nach drei bis vier Jahren − die werden zum Teil auch noch nachgedruckt.
Bücher zur Detailtypografie beispielsweise kann man zwanzig Jahre oder noch länger verkaufen. Da gibt es keine Grenzen. Aber so etwas wie zum
Beispiel ‚Los Logos‘ haben wir vier bis fünf Jahre verkauft. Die Leute sammeln oder ergänzen bereits gekaufte Teile.
Das finde ich gut, denn das macht es dem Händler einfacher, ein verlässliches Grundprogramm zu haben, das immer geht. Da kann man mehr
gucken, was man sonst noch so auf den Tisch legt.
‚Grünes Design‘ wird sicherlich drei bis vier Jahre
ein Thema sein.
Würden Sie allgemein sagen, dass es der Szene, die diese Bücher herausgibt, gut geht?
Ja. Kann man glaube ich noch sagen.
Gerade weil im Grafikdesign mittlerweile berufsfremde Gruppen stark angesprochen werden. Im Produktdesign gibt es auch noch eine Blüte denke ich. Es ist vielleicht nicht mehr ganz so stark wie vor zehn Jahren.
In der Architektur war der Einbruch stärker zu bemerken. Es geht da auch viel schneller, dass Mitarbeiter abgebaut werden. Das ist beim Design
noch anders.
Vielen Agenturen ging es in der Wirtschaftskrise schlechter, weil die Auftragslage schlecht war.
Merkt man das bei den Bücher oder kommt es da vielleicht erst später an?
Nicht so, wie in der Architektur. Da haben wir es sofort gemerkt und es ist auch auf diesem niedrigen Niveau geblieben.
Es kann natürlich auch sein, dass die Leute ihre Bücher woanders kaufen.
Das weiß man natürlich nicht.
Was ganz weggebrochen ist sind Werber und Werbeagenturen. Da hat man die Veränderung, die Schrumpfung des Marktes, am stärksten gemerkt.
Die kaufen keine Bücher mehr, oder wirklich nur noch bei Amazon.
Sind die Online-Anbieter die größte Konkurrenz?
Ja. Der Markt wird einfach verteilt. Es gibt eine Gruppe von Menschen, die das Buch noch anfassen und vor allen Dingen vorher noch sehen wollen,
bevor sie es bestellen oder die gezielt den Händler vor Ort unterstützen.
Und es gibt Leute, die machen das, was am bequemsten ist und das ist wahrscheinlich wirklich im Internet zu bestellen. Das Buch wird nach Hause gebracht, man muss nicht mal vor die Tür gehen. Das sind die klassischen Argumente.
Wenn der Kuchen verteilt ist, wird sich auch das eingependelt haben. Was vielleicht jetzt noch kommt ist demnächst das Ende des Buches. Das wird vielleicht noch zehn oder zwanzig Jahre dauern.
Nehmen Sie dagegen schon Strategien in Angriff?
Nein. Ich denke so einen Laden wie ‚Buchhandlung Walther König‘ oder wie eine Kunstbuchhandlung wird es zuletzt treffen. Das wird so enden wie mit der Vinyl-Schallplatte. Ganz aussterben wird es sicherlich nicht.
Denken Sie, dass Designbücher da außen vor sind?
Lehrbücher werden das Erste sein, was es dann nicht mehr geben wird, weil dann jeder sein Pad hat und damit arbeiten wird. Dann wird Belletristik wahrscheinlich das Nächste sein, sobald Leute sich daran
gewöhnt haben am Computer zu lesen. Aber hochwertige Kunstbücher oder ausgefallen gestaltete Bücher werden bis zuletzt übrig bleiben.
Vielleicht kommt es auch gar nicht so dick.
Aber man muss damit rechnen, dass es radikal wird. Das hat ja bis jetzt keiner richtig ernst genommen, aber langsam kommt es.