Götter & Dienstleister

Die Grey G2 Group Germany ist die zweitgrößte Werbe- und Markenagenturgruppe
in Deutschland, als Teil der Grey Global Group das siebtgrößte Agentur-Network,
mit 432 Büros in 96 Ländern und Nummer Zwei im deutschen Agentur-Ranking.






Wie die meisten Leute kannten auch wir jemanden, der hier mal gearbeitet hat.
Uns blieb dennoch nichts anderes übrig, als ein Telefonmarathon durch
die „unendlichen Weiten des GREY-Universums“.

Dort angekommen, wandeln wir leicht eingeschüchtert durch den protzigen Auftritt
des Düsseldorfer Agentur-Flagschiffes vorbei an Flaggen und Grenzpfählern
über den „Platz der Ideen“ und bekommen, nach einer freundlichen Begrüßung, von Sina Schillings – trotz Award-belohntem Leitsystem – eine Führung durch die Agentur im modernisierten Backsteingebäude eines alten Landschulheimes.
Zum Glück haben die Kreativen das mit dem Tagesvisa für Gäste doch nicht umgesetzt – wer weiß, wie lange wir für eine Beantragung gebraucht hätten.

Jeder der insgesamt 600 Mitarbeiter (inklusive Praktikanten) darf hier während
der Arbeitszeit zum hauseigenen Arzt, Masseur oder zu Yoga- und Pilates gehen. Dafür dürfen sie aber jeweils nur ein Bild an die Wand hängen.
Nach dem Besuch des GREY-Museums mit Award-Archiv auf dem Dachboden und der Aushändigung des GREY-Reiseführers, hat Sina sämtliche elementaren Begriffe über GREY und dessen epochalen Aufstieg beiläufig abgearbeitet.

Wir kehren in den extra für unser Interview bereit stehenden Konfi zurück,
denn hier stehen uns nun ein Senior- und ein Junior-Art-Director
samt Praktikantin Rede und Antwort.
Objektiv gesehen sehr nett und alles toll – die große schöne GREY-Welt für Kunden und Besucher.




Was wäre das Erste, das ihr einem Studienabgänger raten würdet?

Sina Schillings

  Ich glaube es ist super wichtig, schon frühzeitig praktische Erfahrung zu sammeln. Junge Leute sollten auch schon während des Studiums Praktika absolvieren und bei Studentenprojekten mit Agenturen teilnehmen.

Alexander Hermann

  Dem stimme ich zu. Ich muss auch sagen, die Arbeiten in meiner Mappe, mit der ich mich hier beworben habe, sind zu ca. 10 Prozent von der FH gewesen und 90 Prozent aus dem, was ich als Selbstständiger gearbeitet habe. Wenn du dann in Richtung Werbung gehst, gibt es da an der FH sowieso nur zwei bis drei Kurse, die das überhaupt anbieten.

Wenn du dich für Werbung bewirbst, kannst du ja schlecht mit schönen Bildern kommen und sagen: „Ich habe hier mal ein Ölgemälde gemacht.“ Das ist schön und zeigt deine Kreativität, aber für den Job wird mehr vorausgesetzt. Wenn man sich in einer Agentur bewirbt und noch gar nicht gearbeitet oder in den Bereich reingeschnuppert hat, dann kann ich mir vorstellen, dass es im Vergleich mit anderen Bewerbern schwierig wird einen der begehrten Plätze zu bekommen.

Christoph Sommer

  Man sieht das auch bei neuen Praktikanten. Die ersten ein bis zwei Wochen sind die erst mal schockiert, dass das alles ganz anders ist, als sie das gelernt haben. In der dritten Woche sind sie meistens ein bisschen ratlos, in der vierten Woche fangen sie an zu verstehen wie das geht und nach fünf bis sechs Wochen platzt der Knoten und sie sagen: „So geht das! Haben wir nie gelernt.“

Und dann merken sie auch, dass das Praktikum sehr viel mehr gebracht hat, als all das Theoretische, was sie vorher gelernt haben.

Hat man vor dem Praktikum ein richtiges Bild vom Beruf?

Christoph Sommer

  Nicht immer. Viele haben sicherlich nicht die Realität vor Augen. Eher ein romantisches Bild, dass man reich, berühmt und sexy wird nach sehr kurzer Zeit.

Das ist natürlich nicht mehr automatisch der Fall. Um das zu erreichen muss man schon sehr viel Einsatz zeigen.

Sina Schillings

  Der Markt ist voll von guten Leuten, dementsprechend viel Konkurrenz hat jeder Einzelne, der einen Job sucht und sich irgendwo bewirbt. Man muss nicht nur fachliche Kompetenzen haben, sondern darüber hinaus auch über Soft Skills verfügen. Teamfähigkeit, Flexibilität, Leidenschaft sind zum Beispiel gefragt.

Hattet ihr vorher Vorurteile oder Erwartungen, die sich nicht erfüllt haben?

Christoph Sommer

  Weil ich das Glück hatte, dass alle in meiner Familie etwas mit Werbung zu tun hatten, hatte ich schon relativ früh ein realistisches Bild, was mich erwarten würde.

Alexander Hermann

  Bei mir war es auch so, dass ich mehr oder weniger nicht gerade ins kalte Wasser gesprungen bin, sondern schon einen kleinen Einblick hatte und auch wusste, was mich erwartet.

Sina Schillings

  Bei einem Vortrag hat mir mal eine Schülerin erzählt ihr Onkel hätte ihr gesagt: „Wenn du viel Geld verdienen und Party machen willst, geh in die Werbung.“ Das ist natürlich Illusion. Man muss schon erst mal zeigen was man kann. In stressigen Phasen ist der Job in der Werbung auch mit Überstunden verbunden. Wenn man im Team an einem spannenden Projekt arbeitet und man gemeinsam an einer tollen Kampagnen arbeitet , sind diese aber schnell wett gemacht.

Steffi, wie siehst du das mit dem Praktikum?

Stefanie Jüngling

  Während dem Studium ist es sinnvoll mehr als nur ein Praktikum zu machen, vielleicht auch im Ausland. Es ist schade, dass nicht mehr Trainee-Stellen angeboten werden. Es ist auch wichtig wo man Praktikum macht. Natürlich macht eine große Agentur wie GREY mit den tollen Kunden Eindruck im Lebenslauf.

Für viele ist es sicher schon schwierig ein Praktikum zu kriegen
in der Agentur in die man möchte, noch schwieriger wird es meistens
danach eine Festanstellung zu ergattern.

Stefanie Jüngling

  Das stimmt auf jeden Fall. Es ist ja nicht immer so, dass man nach einem Praktikum übernommen wird, sondern dass man damit rechnen muss, mindestens zwei Praktika machen zu müssen, damit man entsprechende Arbeitsproben hat.

Ich finde man sollte sich lieber mehr Zeit für die Bewerbung fürs Praktikum lassen, lieber zwischen dem einen und dem nächsten Praktikum etwas Zeit lassen und frühzeitig Kontakte mit möglichen Arbeitgebern knüpfen.
Wenn man einmal den Fuß in der Türe hat, kann das ein großer Vorteil sein.

Kannst du von deinem Praktikum leben?

Stefanie Jüngling

  Durch Ersparnisse. Anders geht es nicht. Ich sehe aber auch was mir hier bei GREY geboten wird. Tolle Kunden, ein nettes Team, die Möglichkeit mich in der GREYschule weiter zu bilden und z.B. einen Photoshop-Workshop zur Auffrischung meiner Fähigkeiten zu absolvieren. Zum Glück gibt es auch eine Praktikantenvergütung.

Grey macht ja auch immer wieder Projekte mit Studentengruppen.
Wer hat da wirklich was von?

Sina Schillings

  Beide. Die Studenten wie auch wir. Für uns ist das super, um frische, junge, neue Leute kennen zu lernen und um es einfacher zu gestalten, ein Praktikum oder den Berufseinstieg für die Studenten zu finden.
Und für die Studenten ist das super, weil die dann mal in einer echten Agentur,
auf einem echten großen Kunden, mit einem echten Briefing, mit einem echten Kreativen und einem Marketingberater, der Feedback gibt, arbeiten können.
Das ist auf jeden Fall eine Win-Win-Situation für beide.

Christoph Sommer

  Manche Studenten denken, dass Agenturen auf diese Weise umsonst an gute Ideen kommen. Ich mache seit über sechs Jahren Projekte mit Studenten und da sind wirklich immer coole Sachen dabei. Dennoch ist es eher selten der Fall, dass der Kunde diese Ideen sofort kaufen würde.

Alexander Hermann

  Es könnte theoretisch passieren, dass deine Idee wirklich umgesetzt wird. Die Wahrscheinlichkeit ist echt gering. Aber darum sollte es den Studenten auch nicht gehen. Viele besser ist doch die Erfahrung die man durch ein solches Projekt sammeln kann.

»Für einen Kreativen ist nun mal das Aushängeschild die Mappe und je mehr da drin ist, was toll ist, desto besser kriegt er später Jobs.«




Alexander Hermann

  Manchmal ist es ja auch so, dass du eine Idee hast, aber sie nicht umzusetzen weißt oder du hast du eine Idee und weißt gar nicht, dass es eine ist. Oder du hast die Umsetzung und dir fehlt die Idee. Wenn du die Möglichkeit hast über ein Semester in Kooperation mit Leuten zusammen zu arbeiten, die wissen wie du deine Gedanken zu Papier bringst, sind das doch klare Vorteile, die du an einer FH oder Uni nicht kriegst.

Sina Schillings

  Die Studenten können in einem solchen gemeinsamen Projekt doch wunderbar die Chance nutzen sich und ihre Arbeiten zu präsentieren. In den Mappen von Bewerbern ist oft nicht das enthalten was wir sehen wollen. In einem Projekt kann man zum Beispiel gut beobachten wie die Studenten mit einer Aufgabenstellung umgehen, wie sie z.B. die Idee entwickeln. Macht er oder sie das gut, hat er uns schon mehr von sich überzeugt als jeder andere Kandidat, der einfach nur eine Bewerbung geschickt hat. Das ist doch ein klarer Vorteil.

Christoph Sommer

  Noch dazu lernt man auf einem konkreten Projekt gute Ideen zu entwickeln.
Ich kenne das auch von vielen Praktikanten, die hier angefangen haben, die von unterschiedlichen Studiengängen kamen, die zwar die ganzen Basics, die Theorien gelernt haben, es dort aber nie ein Studienfach gab, in dem man Ideenentwicklung richtig gelernt hat. In dem man gelernt hat, eine Idee für sich im Kopf klar zu bekommen und diese in ein bis zwei Sätzen zu beschreiben.

Viele beschreiben statt dessen die Exekution, die Umsetzung. Bei der Idee an sich tun sich die Studenten am Anfang oft sehr schwer. Dieses zu lernen ist das Gute, was man aus so einem Projekt als Student für sich rausziehen kann.
Man lernt auf diese Weise, wie Kreative in Agenturen denken und was man braucht um es dem Kunden zu verkaufen.

Alexander Hermann

  Ich denke da hapert es eben. Das lernst du an der FH oder Uni nicht. Und das ist ja auch der rote Faden, der sich hier jetzt durchzieht: „Wenn die Idee stimmt, ist die Gestaltung zweitrangig.“
Wenn ich mich jetzt darauf beschränke würde, dass ich meine Arbeiten nur auf die Gestaltung reduziere, würde ich mich ganz schnell zurückziehen, weil heutzutage jeder 14-jährige dir mit Photoshop ne geile Grafik macht. Darauf kommt es aber nicht an.

Du musst eben wissen, wie kann ich meine Idee auf dem Kundenkonzept entwickeln. Ich glaube, dass der Erfolg oder das Können eines Einzelnen darin liegt die Ideen zu visualisieren und zu wissen wie es geht.
Die Exekution kann jeder, jedenfalls können das zig Leute besser als du.
Und das lernst du eben an der Fachhochschule oder an der Uni. Und das ist Voraussetzung, aber darauf kommt es nicht an.

Christoph Sommer

  Schwierig ist auch, dass man sich erst mal mühsam einen eigenen Style, eine Handschrift angeeignet hat und dann kommt man in die Werbung und stellt fest, dass jede Aufgabe einen ganz anderen Stil verlangt. Wenn man dann daran festhält, alle Fotos ganz bunt wie Terry Richardson zu machen, hat man schnell ein Problem, weil der eine Kunde es ganz seriös und der andere eine eher wilde Tonalität haben will.
Da muss man eben auch in den Zielgruppen denken können und flexibel sein. Und sich jedes Mal aufs neue fragen: Welcher Stil, welche Art der Umsetzung bringt meine Idee am besten nach vorn!

Was wäre also dein Rat: Allrounder oder Spezialisierung?

Alexander Hermann

  Wenn du in der Werbung bist, bist du Allrounder.
Musst du sein. Wenn ich zu einem Designbüro gehe, bekomme ich garantiert irgendein Layout mit der Helvetica Bold dick irgendwo drüber gezogen.
Das ist jemand, der es auch verstanden hat, sein individuelles Design über die Jahre hinweg zu verkaufen. Den kennt man dafür in ganz Deutschland. Das kann auch funktionieren. Aber der macht keine Werbung, der macht Design.
Und wenn ich mich in der Werbung bewege, muss ich Allrounder sein, weil es nichts nützt, wenn ich einem Radiosender das Design von einer Warenhauskette aufzwänge, weil ich nur das kann.

Und was die Idee an sich angeht, bist du oder solltest du Individuum sein, dass das Talent hat auf jedem Kunden die richtige Idee mit der richtigen Gestaltung hinzubekommen. Jeder kreative Berufseinsteiger fühlt sich auf den Schlips getreten, wenn es gegen die eigene Arbeit geht. Du musst die Fähigkeit haben nicht beleidigt zu sein.
Ganz viele, wenn sie anfangen, nehmen das persönlich, wenn sie kritisiert werden. Man muss sich erst klar werden, dass die Arbeit und nicht man persönlich kritisierst wird.

Du lernst über die Zeit Toleranz oder Akzeptanz. Das habe ich auch hier festgestellt. Das sollte man in dem Beruf lernen abzustellen, weil es nur eine Arbeit ist und ganz neutral gesehen werden sollte. Sonst wirst du nicht weit kommen, weil irgendwo Kompromisse gemacht werden müssen.

Christoph Sommer

  Da hilft einem wieder der rote Faden, die Idee dahinter.
Wenn man die Idee für sich klar formuliert hat, kann man sich von der Gestaltung komplett lösen.

Wie ist die Atmosphäre bei GREY? Wart ihr vorher in kleinen Agenturen? Gibt es große Unterschiede?

Christoph Sommer

  Die Atmosphäre bei GREY ist sehr offen und kooperativ. Wir arbeiten hier in Teams. Man muss sich gegenseitig respektieren und natürlich teamfähig sein. Wir haben an verschiedenen Plätzen die Möglichkeit uns zum Austausch zu treffen. Zum Beispiel in unserer Kantine, unserer „Pause“.

Alexander Hermann


»Wir sind in Gruppen eingeteilt und deine Gruppe
ist quasi deine Familie.«



Wenn dann darüber hinaus für ein Projekt gearbeitet wird, kommst Du mit Kollegen an einen Tisch, die du vorher noch nicht gehört gesehen hast. Und je länger du dabei bist, desto besser kennt man sich natürlich untereinander.

Gibt es Agenturevents, um doch mal den Typ aus dem vierten Stock
kennen zu lernen?

Sina Schillings

  Ja klar gibt es das. Zur WM machen wir „Public Viewing“ in unserer Pause. Es gibt Sommerfeste und immer wieder wird ein Geburtstag oder Einstand gefeiert. In der 3. Etage haben wir wechselnde Ausstellungen.
Dort kommen dann regelmäßig die Kollegen zur Vernissage zusammen und lassen sich gemeinsam von der Kunst inspirieren.
Als wir hier hergezogen sind hatten wir einen Family&Friends-Day, an dem alle ihre Familie mitgebracht haben und richtig stolz waren.

Christoph Sommer

  Es gibt auch immer wieder Partys, bei denen im Sommer alle draußen sitzen.

Sina Schillings

  Hitzebier ab dreißig Grad.

Wie sind eure Arbeitszeiten, wenn ein Pitch ansteht?

Alexander Hermann

  Lange Tage. Lange Nächte.

Christoph Sommer

  Also bei einem Pitch kann es echt passieren, dass du drei bis vier Wochen rund um die Uhr da bist. Aber das ist wie beim tätowieren:
Die ersten zehn Minuten tut es weh, danach merkst du es nicht mehr, dann macht es Spaß. Das klingt aber schlimmer als es ist.
Meistens kommt man dann nach ein paar Tagen in einen ‚Groove‘, es entwickelt sich ein Spirit, dann will man diesen Pitch auch gewinnen, man will den Etat haben und freut sich abends auf Sushi und Bier, das es meistens gibt, wenn man sich die Nächte um die Ohren haut.
Eigentlich ist es schon ganz cool.
Ich mag competition, mache das sehr gerne, ganz klar.

Sina Schillings

  Man braucht Leidenschaft, dass einem das Spaß macht und man gerne im Team arbeitet.
Es ist ja auch super toll, wenn man an einer Kampagne mitarbeitet, die du irgendwann draußen veröffentlich siehst. Dafür lohnt sich das dann auch.

Wie erklärt ihr euch, dass Leute auf der Strasse
kaum sagen können „was Design ist?“

Christoph Sommer

  Beim Möbelstück ist das Design ein Selbstzweck.
In der Werbung ist es versteckt. Da geht es nicht um das Design, sondern darum, dass die Message rüber kommt, die Botschaft.
Z.B.: „Kauf mich jetzt schnell und möglichst teuer!“
Oder: "Ich bin cooler als andere Produkte!"
Bei einem Möbelstück geht es in erster Linie um das Design und erst auf den zweiten Blick darum, wie die Qualität ist.

Alexander Hermann

  Design ist quasi das Hilfsmittel zur Kommunikation. Und je besser du im Design bist, desto besser kannst du deine Kommunikations-Botschaft rüber bringen.

Christoph Sommer

  Design ist für die wirklich wahrscheinlich eher die Designer-Couch, der Porsche, das iPhone.

Ertappt ihr euch selber dabei, Sachen zu kaufen, die ihr nicht haben wollt?

Christoph Sommer

  Ja, schon. Wundert mich auch immer wieder. Gerade die Werber sind die größten Opfer ihrer eigenen Werbung. In einer Werbeagentur hat wirklich jeder ein iPhone und jeder muss den limitierten Puma Sneaker haben. Verrückt...

Alexander Hermann

  Oder du kennst die Kampagne, findest die geil und holst dir deswegen das Produkt. Da ist es dann vielleicht anders herum als bei dem Laien, der sagt: „Oh guck mal ist das ein tolles Produkt.“

Christoph Sommer

  Mag vielleicht daran liegen, dass du als Werber mit diesen Dingen früher in Berührung kommst, als wenn es draußen auf der Straße angekommen ist. Wir lesen die Fachmedien, in denen bereits von Launches in den USA berichtet werden, lange bevor es die Produkte auf dem deutschen Markt gibt! Da ist es oft so, dass Trends in den Werbeagenturen schon angekommen sind, aber noch nicht draußen auf der Straße. Und wenn er auf der Straße angekommen ist, haben wir bereits das Briefing für den nächsten Trend auf dem Tisch!

Ist es so, dass die Szene am Dresscode erkennbar ist?

Christoph Sommer

  Also ich glaube nicht, dass Leute in die Werbung gehen und sich sagen: „Jetzt muss ich mich so und so anziehen“ – sondern eher, dass Leute, die Passion für den Beruf haben, eigentlich einen gewissen Geschmack haben, der sich irgendwo gleicht.
Die werden alle von den gleichen Medien inspiriert. Man kann ja das Rad da nicht neu erfinden. Im Prinzip ticken Kreative genau so gleich, wie Maschinenbauer gleich ticken oder Rennfahrer.

Man guckt die gleichen Sendungen im Fernsehen, liest die gleichen Zeitschriften. Freunde, die was ganz anderes machen, gucken abends ganz andere Sendungen und lesen auch andere Bücher. Das ist wie ein eigener Kulturkreis.
Das ist in Frankfurt ganz interessant zu sehen, da sind ja die Bänker und die Werber und du kannst die auf der Straße schon unterscheiden.

Alexander Hermann

  Was lässt eine Branche zu und was nicht?
In der Werbung ist es kein Problem, dass ich als Kreativer, wenn ich Bock habe, im Sommer in Badeshorts und FlipFlops zu einer Präsentation beim Kunden gehe. Rein theoretisch. Auch das macht man dann natürlich im Ernstfall nicht. Aber es wird eher abgenommen, als wenn ich bei der Deutschen Bank einen Posten habe. Hier muss sich also keiner von uns z.B. Gedanken machen, wie er zur Arbeit kommt. Wenn ich jetzt hier im Tank-Top sitzen würde, wäre das genauso für alle hier okay, als wenn ich im Anzug hier wäre.

Für wen sind Awards überhaupt?

Christoph Sommer

  Awards sind natürlich da, um die Agentur besser zu positionieren. Da gucken Kunden in die Rankings: welche Agentur hat Kreativpreise abgeräumt. Je öfter man gewinnt, desto öfter ist man in der Presse und für umso besser wird man gehalten.
Und für jeden Kreativen ist das ein Ansporn. Wenn du mehrere Awards gewonnen hast, kriegst du auch mehr, als wenn du keinen gewonnen hast. Es hilft dir selber dich zu verkaufen, genauso wie es der Agentur hilft, sich zu verkaufen.

Gucken Kunden auf Awards oder machen Agenturen das mehr für sich?

Christoph Sommer

  Das kommt darauf an, was sie suchen. Es gibt schon Kunden, die sagen: „Ihr macht die effektivste Werbung“. Da führte GREY jahrzehntelang im Effie-Ranking und wir sind aufgrund der Tatsache schon oft ausgewählt worden. Andere Kunden mögen es kreativer und wählen ihre Agentur dann eben eher nach Cannes-Lions oder ADC-Nägeln aus.

Alexander Hermann

  Wenn zwei Agenturen auf dem gleichen Niveau sind und die eine zehn und die andere nur zwei Awards gewonnen hat, ist ja klar für wen ich entscheide. Genauso ist es dann wahrscheinlich auch für den Kreativen, der sich irgendwo bewirbt und der Chef da drei Typen sitzen hat, die sich nicht viel tun, aber der eine 
mit seinen Arbeiten ein paar Awards gewonnen hat.

Wovon lasst ihr euch inspirieren?

Christoph Sommer

  Alles. Ich lasse mich überall inspirieren, möglichst gern branchenfremd. Viel machen, viel weggehen, viel mit Leuten quatschen, viel lesen, kreuz und quer gucken, möglichst vier Fernsehkanäle gleichzeitig gucken und kurioses Wissen sammeln!

Wie erklärst du deiner Oma was du machst?

Christoph Sommer

  Das Studium ist ja auch noch mal schwieriger zu erklären als der Job. Ich kann immer sagen: „Unsere Branche macht das, wo du abends wegzappst!“. Dann wissen alle, was wir machen.

Was ist das Wichtigste was Du mitbringen musst für die Werbewelt.

Alexander Hermann

  Ausschlaggebend ist sicherlich eine gewisse Passion für den Beruf. Du musst das schon geil finden, sonst hast du hier nichts zu suchen. Das ist erst mal ganz wichtig oder für mich eine Voraussetzung. Leidenschaft, Passion ist das Einzige, was du für den Job mitbringen musst. Du musst eine dicke Haut haben und man sollte nicht zu verbohrt und ein offener Mensch sein, das kann bei der Branche auch ganz gut sein.

Christoph Sommer

  Kritikfähigkeit.

Sina Schillings

  Teamfähigkeit.

Alexander Hermann

  Ich denke, wenn du alle diese Voraussetzungen mitbringst, bist du für den Job der Richtige. Solltest du feststellen, dass du eher der Eigenbrödler bist oder nicht kritikfähig, dann mach dein eigenes Designbüro auf oder irgend etwas anderes, aber geh nicht in die Werbung. Werbung und Design, das sind für mich eben zwei Paar Schuhe.


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Uwe Ziss
Fotostudio Ziss

Oliver Kapusta
Dennis May

DDB Group Düsseldorf

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GREY Düsseldorf

GREY Worldwide GmbH

Platz der Ideen 1
40476 Düsseldorf
www.grey.de






Interview mit:



Christoph Sommer

Christoph Sommer

Senior-Art-Director





Alexander Hermann

Alexander Hermann

Junior Art-Director





Sina Schillings

Sina Schillings

Human Ressources Development





Stefanie Jüngling

Stefanie Jüngling

Design / Art Praktikantin


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